Mit der Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen, der NRW.BANK, hat im September 2020 erstmals ein Partner außerhalb des Konsortiums aus DZ BANK, DekaBank, dwpbank und Helaba erfolgreich eine Transaktion mithilfe der finledger-Plattform abgewickelt. Sebastian Seibert, Produktmanager der dwpbank und Projektleiter von finledger, spricht über die Bedeutung dieser Transaktion, die Blockchain als Zukunftstechnologie und die nächsten Schritte im Projekt.
Wie bewerten Sie die aktuelle Transaktion der NRW.BANK über die finledger-Plattform?
Die abgewickelte Transaktion ist ein Meilenstein für unser Projekt. Denn mit der NRW.BANK konnten wir den ersten Partner außerhalb des bisherigen Konsortiums auf der Plattform begrüßen. Damit haben wir das finledger-Netzwerk bereits nach kürzester Zeit seit Inbetriebnahme vergrößert.
Die NRW.BANK nutzt finledger als Darlehensnehmer. Gegenstand der Transaktion war ein vollumfänglicher Schuldschein. Das Onboarding unseres Partners, für das die dwpbank verantwortlich ist, verlief reibungslos. Zusätzlich haben wir die NRW.BANK dabei unterstützt, eine eigene Infrastruktur – den Blockchain-Knoten – aufzubauen und in Betrieb zu nehmen.
Die Resonanz, die wir derzeit aus dem Marktumfeld erhalten, zeigt, dass es ein reges Interesse an unserer Innovation gibt. Wir freuen uns deshalb schon darauf, finledger weiter auszubauen.
Welche Rolle habt die dwpbank bei der Transaktion gespielt?
Nach Abschluss der ersten Projektphase, dem Aufsetzen der Plattform inklusive einer Pilottransaktion, hat die Betriebsphase von finledger begonnen. Im Rahmen des Betriebs übernimmt die dwpbank unter anderem den technischen Support der Anwendung. Das umfasst auch die Unterstützung der zukünftigen Knotenbetreiber bei dem Aufsetzen ihrer Infrastruktur.
„Im Rahmen des Betriebs übernimmt die dwpbank unter anderem den technischen Support der Anwendung.“
Neben der technischen Verantwortung erstellt die dwpbank aber auch die erforderlichen Vertragsdokumente. Ich selbst übernehme außerdem die Koordination und Kommunikation der NRW.BANK-Anforderungen.
Wie geht es bei finledger weiter? Sind wir im Plan?
In der zweiten Projektphase beschäftigen wir uns mit der Erweiterung unserer Produktpalette. Ziel ist es, bis zum Ende des ersten Quartals 2021 auch Corporate Schuldscheine über finledger abwickeln zu können. Bis dato haben wir Bankschuldscheine abgewickelt. Außerdem werden aktuell erste Optimierungen an der Optik und der Benutzerfreundlichkeit des Frontends – also der finledger-Oberfläche, die der Kunde sieht – umgesetzt. Damit wollen wir finledger noch attraktiver machen.
Zusätzlich prüfen wir, ob sich finledger durch eine Vereinheitlichung der bisher heterogenen Datenbankinfrastruktur noch stabiler und wartungsärmer machen lässt.
„Ziel ist es, bis zum Ende des ersten Quartals 2021 auch Corporate Schuldscheine über finledger abwickeln zu können.“
Erste Gespräche über eine zukünftige dritte Projektphase werden zwischen den Projektbanken schon geführt. Wir überlegen dabei, welche Inhalte die Anwendung für den Markt noch interessanter machen könnten und welche Optimierungspotenziale sich noch heben lassen.
Wie blicken Sie nach rund zwei Jahren im Projekt finledger auf die Blockchain? Wird die Technologie zu sehr gehypt oder ist es eine echte Innovation?
Die viel diskutierte Frage, ob das Thema Blockhain eher ein Hype oder eine echte Innovation ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Zunächst einmal eröffnet die Blockchain neue Möglichkeiten, Vorhaben und Produktideen umzusetzen. Und mit dem Projekt finledger haben wir ganz konkret die Erfahrung gemacht, dass sich die Distributed Ledger Technology (kurz: DLT), die der Blockchain zugrundeliegende liegt, beherrschen lässt.
Es wird in der Blockchain auf verteilten Ebenen gearbeitet. Dieses dezentrale Arbeitet erfordern ein gut laufendes Kooperationsprojekt oder alternativ eine klare Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen den Akteuren. Interessant ist, dass das auch die Einstellung der handelnden Personen beeinflusst: Ich habe festgestellt, dass bestehende Strukturen und Prozesse vermehrt hinterfragt und verbessert werden. Von daher sind die unter Nutzung der DLT entstehenden Ansätze meistens sehr innovativ. Am Ende entsteht eine verteilte Anwendung, die nach Abschluss der Entwicklung in den verschiedenen Häusern läuft. Dass ein solches Vorhaben keine Zukunftsmusik mehr ist, hat das Projekt finledger schon jetzt hervorragend unter Beweis gestellt.